Die Quelle

Am Mittwoch, dem 18. Januar 1933, erscheint die Schöne Dame ein zweites Mal und führt das Kind zu einer Quelle.

Diese Quelle befindet sich etwa 100 Meter vom Haus der Familie Beco entfernt. Das Wasser quillt aus der Böschung und fliesst in den Strassengraben. Ein Bauer hatte etwas Erde ausgehoben, damit das Wasser nicht sogleich wegfloss: wenn er dann mit seinen paar Kühen vorbeikam, konnte er sein Vieh dort tränken.

Tauch (wortwörtlich: drück) deine Hände ins Wasser. Das Kind musste tatsächlich drücken, um das Eis, das die Pfütze bedeckte, zu brechen, denn es war bitterkalt (-12°)! Erst dann konnte sie ihre Hände ins Wasser tauchen. Diese Quelle ist mir vorbehalten, fügt die Dame noch hinzu. In Zukunft ist die Quelle am Wegesrand keine improvisierte Viehtränke mehr. Sie erhält eine andere Bestimmung.

Am folgenden Abend sagt die Dame nämlich, die Quelle sei allen Nationen vorbehalten, insbesondere den Kranken.

Das Wasser von Banneux ist eigentlich nicht zum Verzehr bestimmt, auch wenn viele Pilger davon trinken. Die Jungfrau der Armen fordert uns dazu auf, es wie Mariette zu halten und unsere Hände ins Wasser zu tauchen.

Was bedeutet die Quelle? Die Bibel kann uns Auskunft geben.

Die Quelle erinnert an den Ursprung, den Anfang. Am Anfang des christlichen Lebens steht die Taufe.

Hier ist Wasser! Was steht meiner Taufe noch im Weg? Diese Frage stellt ein Äthiopier dem Diakon Philippus, der ihm soeben Jesu Heilswirken verkündet hat. Er liess den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, und er taufte ihn. (Apostelgeschichte 8, 36-37)

Diese Quelle ist für alle Nationen. Diese Worte der Gottesmutter erinnern an Jesu Auftrag am Ende des Matthäusevangeliums: Mir ist alle Macht gegeben in Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. (Matthäus 28, 18-20)

Am Jakobsbrunnen verheisst Jesus der Frau aus Samarien lebendiges Wasser: Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nie mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm geben werde, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt. (Johannes 4, 14)

Dieses Wasser symbolisiert den Heiligen Geist: Aus seinem Innneren werden Ströme von lebendigem Wasser fliessen. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben. (Johannes 7, 38-39)

Keine Taufe ohne Wasser! Wasser ist aber auch eine Wohltat für alle Kranken. Es reinigt, belebt und heilt.

Der Prophet Elischa schickt den Syrier Naaman zum Jordan und fordert ihn auf, ins Wasser zu steigen und siebenmal unterzutauchen. Naaman ist zornig, denn der Prophet scheint etwas ganz Banales von ihm zu verlangen. Schliesslich lässt er sich demütig darauf ein, und sein Aussatz verschwindet. (2 Könige 5, 10-14).

Eine Pilgerfahrt nach Banneux bedeutet also eine Wallfahrt zu den Quellen unseres christlichen Glaubens. Jungfrau der Armen, führe uns zu Jesus, Quelle der Gnade!